Polymertechnologie: Ein Kleber für langlebige Straßen

Straßenbau mit Polymertechnologie – Maschinen bereiten Fahrbahn auf © Gert Beer
© Gert Beer

Wie Polymertechnologie Straßen widerstandsfähiger macht

Zunehmender Schwerlastverkehr und Starkregen setzen unseren Straßen zu. Viele Verkehrswege zeigen wiederkehrende Schäden wie Risse und Schlaglöcher. Allein in Deutschland ist inzwischen jeder zehnte Kilometer kommunaler Straße in schlechtem Zustand. Wir bei STRABAG nutzen polymere Bindemittel und eine innovative Bauweise, um Straßen von Grund auf dauerhaft und wirtschaftlich zu sanieren. 

Rissige und beschädigte Asphaltstraße vor der Sanierung © Gert Beer

Wie stärken polymere Bindemittel unsere Straßen?

Polymere wirken im Straßenbau wie ein flexibler Kleber, der Zement und Bodenpartikel miteinander verbindet, dabei jedoch elastisch bleibt. So entsteht eine Straße, die deutlich tragfähiger, wasserabweisend und weniger anfällig für Risse ist. Bei vielen Straßenschäden genügt es nicht, nur die Asphaltdecke zu erneuern, da die Schäden tief in die unteren Schichten reichen. Der Straßenoberbau hat dann an Tragfähigkeit verloren und schützt nicht mehr ausreichend vor eindringendem Wasser und Frost. Das polymere Bindemittel kommt bei der Verfestigung der Straße zum Einsatz und stärkt den gesamten Straßenaufbau.

Wie senkt die innovative Bauweise CO₂ und Kosten?

Die Straßenbauweise mit Polymertechnologie schont den Einsatz von Primärrohstoffen, senkt CO₂-Emissionen und reduziert Kosten um bis zu 50 Prozent. Im Vergleich zur herkömmlichen Verfestigung bauen wir schlanker, denn die Polymere ermöglichen dünnere Straßenschichten. 

Das Baustoffgemisch muss bei der Sanierung nicht ausgebaut werden, sondern wird vor Ort mit dem Polymer und Zement aufbereitet. Auch Straßenmaterial, dass sich normalerweise nicht für ein Recycling eignet, kann so wiederverwendet werden. 

Nahaufnahme einer Walze beim Verdichten der Straßenoberfläche © Gert Beer

Eine mit Polymeren verfestigte Schicht kann bereits nach kurzer Zeit mit einer neuen Straßendecke überbaut werden – und muss nicht wie üblich mehrere Tage ruhen, bis sich die Schichten gesetzt haben und belastbar sind. 

  • Im Vergleich zum Vollausbau konnten wir die Baukosten in Windorf um 43 Prozent senken und gleichzeitig die CO₂-Bilanz verbessern. Das Projekt zeigt beispielhaft, wie Polymere die Bauweise grundlegend verändern und so neue Möglichkeiten bringen, Verkehrswege wirtschaftlich und ressourcenschonend zu erneuern.

    Andreas Fuchs
    F&E Beauftragter STRABAG

Welches Potenzial hat Polymertechnologie im Straßenbau?

Der Einsatz von Polymeren im Straßenbau eröffnet neue Perspektiven für eine widerstandsfähige und nachhaltige Infrastruktur. Dank der flexibleren Bauweise können selbst schwierig zu bearbeitende Böden – zum Beispiel feinkörnige Wüstenböden – zu tragfähigen Straßen ausgebaut werden, die weniger anfällig für Schäden und Risse sind. Auch Straßenbankette – also die seitlichen Bereiche der Fahrbahn – sanieren wir mit ROADFLEX RF®– ganz ohne Austausch des Materials. Straßenverwaltungen bietet der Ansatz die Chance, Verkehrswege schneller, langlebiger und mit geringeren Emissionen zu sanieren – eine zeitgemäße Alternative angesichts des hohen Sanierungsbedarfs im europäischen Verkehrsnetz. 

Projekt Gemeinde Windorf

In der Gemeinde Windorf nahe Passau haben wir eine rund zwei Kilometer lange Straße mit ROADFLEX RF® saniert. Die bestehende Gemeindestraße war nicht mehr frostsicher, der Asphalt gerissen und der Untergrund stark verformt – eine Ausbesserung mit Asphalt war daher nicht möglich. Für die Sanierung hat das STRABAG-Team das polymere Bindemittel gemeinsam mit Zement unter die zuvor aufgefräste Fahrbahn gemischt und danach verdichtet. Die neue Asphaltdecke konnte im Anschluss bereits nach 24 Stunden eingebaut werden. Das innovative Verfahren hat die Bauzeit um rund vier Wochen verkürzt und die CO₂-Emissionen durch den Wegfall von Transporten um etwa 20 Prozent reduziert. 

Flüssiges Polymer-Bindemittel wird in Mischbehälter dosiert © Gert Beer

Polymere im Straßenbau

  • Polymere sind chemische Verbindungen, die aus langen, kettenartigen Molekülen bestehen. Ähnlich wie polymermodifizierte Mörtel im Hochbau schaffen polymere Bindemittel im Straßenbau ein robustes und zugleich elastisches Gefüge.  
  • ROADFLEX RF® ist eine gemeinsame Entwicklung von STRABAG, der Wacker Chemie AG und H2BQ. Das Bindemittel ist gemäß den Richtlinien des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) unbedenklich für Böden und Grundwasser. Der Polymeranteil im zementgebundenen Gemisch liegt unter einem Prozent und wird damit nicht als Mikroplastik eingestuft.