Kreislaufgerechtes Bauen
Wie wir am kreislauffähigen Bauen arbeiten
Der Bericht des Weltressourcenrats (International Resource Panel der UN) „Assessing Global Resource Use“ sprach bereits 2017 von einem weltweiten Ressourcenverbrauch von fast 90 Mrd. t jährlich – und diese Menge könnte sich bis 2050 verdoppeln. Die traurige Bilanz: Das sind deutlich mehr Ressourcen, als jährlich nachwachsen können und wir sind noch weit von einer nachhaltigen Lebensweise entfernt. 70 % der globalen Treibhausgas-Emissionen lassen sich auf die Herstellung und den Verbrauch von Rohstoffen zurückführen. Die Bauindustrie spielt in diesem Zusammenhang eine beachtliche Rolle – und dessen sind wir uns bewusst!
Mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens (in Deutschland und Österreich) resultiert aus Bau- und Abbruchabfällen. Wenn wir also von nachhaltigem Bauen sprechen, ist auch der Begriff Kreislaufwirtschaft nicht weit. Daher ist ein ganzheitlicher Blick auf Bauprojekte, ein ressourcenschonendes Management von Baustoffen sowie ein branchenweites Umdenken erforderlich. Bei STRABAG setzen wir uns für einen verantwortungsvollen Umgang mit Baustoffen über ihren gesamten Lebenszyklus ein – von der Rohstoffgewinnung, über den Einsatz in Bauwerken bis hin zum Rückbau und Recycling. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Wertstrommanagement.
Die 4 Prinzipien des kreislauffähigen Bauens
Eines ist klar: Die lineare Wirtschaft (take – make – dispose) hat in einer Welt mit endlichen Ressourcen keine Zukunft. Sie muss einer gesamtheitlichen Kreislaufwirtschaft weichen. Wir berücksichtigen bei jedem Bauwerk den gesamten Lebenszyklus und bedenken schon bei der Planung den Rückbau, die Entsorgung und das Recycling mit. Wir bauen Materialkreisläufe auf und verlängern diese, indem wir ausgebaute Materialien wieder dem Stoffkreislauf zuführen. So können wir Abfälle reduzieren und Ressourcen schonen. So nähern wir uns Schritt für Schritt der Circular Construction oder, zu Deutsch, dem zirkulären Bauen.
1. Produkt- und Materialeffizienz steigern
Durch verbessertes Design, ressourcensparende Konstruktionsweisen und den Einsatz von nachhaltigen Baustoffen wird die Materialeffizienz und Umweltbilanz von Gebäuden deutlich optimiert. Beispielsweise reduziert sich durch Stahl-, Leicht- oder Holz-Hybridbauweisen der Betonbedarf. Auch die modulare Bauweise mit höchstmöglichem Vorfertigungsgrad sorgt für weniger Abfall im Produktionsprozess, geringere Bauzeiten und einen vereinfachten Rückbau.
Durch eine optimierte Bauablaufplanung mit LEAN.Construction und spezifischen Analyse-Tools prüfen wir laufend, wie die Baustellen-Logistik effizienter gestaltet und Ressourcen möglichst sparsam eingesetzt werden können.
2. Nutzung unserer Produkte verlängern
Bauwerke so lange wie möglich zu nutzen, sie zu sanieren, zu modernisieren oder zu renovieren, statt sie dem Boden gleich zu machen: Das ist die ressourcenschonende Alternative zum Neubau.
Durch thermische Sanierungen und Optimierung von Energiekonzepten können Gebäude aus dem Altbestand energieeffizient betrieben werden . Darüber hinaus wird durch die Sanierung auch der „Graue Energie-Anteil“ reduziert. Graue Energie bezieht sich auf die Gesamtmenge an nicht sichtbarer Energie, die während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung bis zur Entsorgung, verbraucht wird.
3. Materialkreisläufe aufbauen
Anstatt Materialien nach der Nutzung einfach wegzuwerfen, gilt es, sie so zu recyclen oder aufzubereiten, dass sie dem Kreislauf des Bauens wieder zugeführt werden können. Allein in Deutschland betreiben wir 82 Standorte für Recycling und Verwertung.
Recycling bedeutet, die Materialien in möglichst gleichbleibender Qualität als Sekundärrohstoffe im Kreislauf zu halten. Das gelingt uns z. B. bereits beim Asphaltrecycling : Dort wo es möglich bzw. erlaubt ist, setzen wir bereits recycelten Asphalt ein. Unsere hochmodernen Asphaltmischanlagen, wie etwa im österreichischen Hausleiten, können in der Theorie Asphalt mit 100 % Recyclinganteil produzieren.
Downcycling bedeutet dagegen, dass Materialien in niedrigerer Qualität wiederverwertet werden – etwa, wenn Betonabbruch für ungebundene Tragschichten im Straßenbau genutzt wird. Um solchem Downcycling aber Einhalt zu gebieten, lassen sich beispielsweise Asphaltauf- oder Betonabbruch schon jetzt in speziellen Anlagen aufbereiten und zu neuen hochwertigen Recycling-Baustoffen verarbeiten. Das senkt den Bedarf an Primärrohstoffen systematisch und schont die endlichen Ressourcen. Bei der Realisierung neuer Bauprojekte muss es das Ziel sein, so weit wie möglich Sekundärrohstoffe einzusetzen.
Beim sechsstreifigen Ausbau der A8 Enztalquerung bei Pforzheim in Deutschland tragen wir im Auftrag der Autobahn GmbH des Bundes insgesamt ca. 1,2 Mio. m³ Erde ab, bereiten sie vor Ort auf und bringen sie fast vollständig wieder zum Einsatz. Rund ein Drittel des Aushubmaterials – darunter Muschelkalk-Fels, Beton und Altasphalt – wird zu hochwertigen mineralischen Ersatzbaustoffen aufbereitet, von denen auch die umliegenden STRABAG-Baustellen profitieren. Ebenfalls dient der im Boden enthaltene Lehm als natürliches Dichtungsmaterial. Eine Ressourcenschonende Vorgangsweise, die auch Geld spart.
Urban Mining
Ein wichtiger Baustein des zirkulären Bauens ist das sogenannte Urban Mining. Das bedeutet, dicht besiedelte Gebiete – insbesondere große Städte – als riesige Rohstofflager zu betrachten und für die Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Gerade langlebige Güter wie Beton oder Asphalt werden also nicht einfach nur abgebrochen und aufwendig zur Entsorgung transportiert, sondern vor Ort recycelt und in der Region wieder eingebaut. So können Rohstoffe in unseren Straßen, Gebäuden und Böden ressourcenschonend und klimafreundlich als Sekundärbaustoffe erneut zum Einsatz kommen.
In Recycling-Kompetenzzentren wollen wir außerdem Wirtschaft und Forschung zusammenbringen. Die STRABAG Umwelttechnik GmbH baut derzeit auf einem 13 Hektar großen ehemaligen Ölhafen-Areal in Bremen ein hochmodernes Technologie- und Kreislaufwirtschaftszentrum für Urban Mining und Bauschuttaufbereitung – das „C3 Circular Construction & Technology Center“. Zukünftig arbeiten und forschen wir hier in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Startups, um das Bauschuttrecycling weiterzuentwickeln sowie unsere Prozesse und Produkte zu optimieren.
Mehr zum C3 Circular Construction & Technology Center Bremen
4. Recyclinggerecht Bauen und Materialien ersetzen
Wenn schon in der Planungsphase an den Rückbau in der Zukunft gedacht wird, ist es möglich, Teile von Gebäuden und anderen Bauwerken selbst nach der Nutzungsdauer wiederzuverwenden. Neben recyclingfähigen Materialien eignen sich dafür auch Betonfertigteile. Treppen oder Aufzugsschächte z. B. werden im Stück produziert, sind sehr haltbar und in ihren Abmessungen genormt. Sie lassen sich nach der Erstnutzung ausbauen und ohne großen Aufwand wiederverwenden.
Selbstverständlich kann nicht jeder Baustoff recycelt werden. Für diese Materialgruppen suchen wir nach Alternativen, um sie entweder durch recycliertes Material oder nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen. Dazu erforschen und prüfen wir laufend neue Materialien und Bauweisen.
Mehr zu nachhaltigen Baustoffen
In Zukunft wird es z. B möglich sein, Zement ohne das umweltschädliche Bindemittel Klinker herzustellen und stattdessen Abfallprodukte zu nutzen. Auch beim Beton tut sich viel: Um den Stahlanteil im Stahlbeton zu reduzieren, wird auf Carbon- oder Glasfasergewebe ausgewichen. Auch Dämmstoff aus Schafswolle hat STRABAG mit dem konzerninternen Projektentwickler STRABAG Real Estate schon Dämmstoff aus Schafswolle getestet.
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Durch Baustoff-Recycling sparen wir konzernweit schon jetzt über 45.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
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