Kreislaufgerechtes Bauen

Wir bauen gegen die Wegwerfgesellschaft an
Bild Kreislaufwirtschaft

Wie wir am kreislauffähigen Bauen arbeiten

Unsere Wegwerfgesellschaft konsumiert weltweit über 100 Mrd. t Material im Jahr, wovon ca. 90 % im Abfall landen. Das sind deutlich mehr Ressourcen, als jährlich nachwachsen können. Die traurige Bilanz: Wir sind noch weit entfernt von einer nachhaltigen Lebensweise. 70 % der globalen Treibhausgas-Emissionen lassen sich auf die Herstellung und den Verbrauch von Materialien zurückführen. Die Baubranche spielt in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. In der Vergangenheit konzentrierten sich in die Bemühungen, den Bausektor nachhaltiger zu gestalten, vor allem auf die Energieeffizienz im Betrieb neuer Gebäude. Rund die Hälfte des durch die Bauwirtschaft verursachten CO2-Austoßes entsteht allerdings schon bei der Produktion der Materialien und in der Bauphase. Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir an genau diesen Stellen wertvolle Ressourcen einsparen und Materialien klüger nutzen.

Die 4 Prinzipien des kreislauffähigen Bauens

Eines ist klar: Die lineare Wirtschaft (take – make – dispose) hat in einer Welt mit endlichen Ressourcen keine Zukunft. Sie muss weichen, und zwar der Kreislaufwirtschaft. Für uns als STRABAG bedeutet das, uns Schritt für Schritt der Circular Construction oder, zu Deutsch, dem zirkulären Bauen zu verschreiben.

Zirkuläres Bauen bedeutet, Materialkreisläufe gezielt aufzubauen und zu verlängern. Wir verstehen Gebäude als Materialbanken und denken den Rückbau bereits bei der Planung mit. Auf diese Weise vermeiden wir Abfall und führen Materialien immer und immer wieder dem Nutzungskreislauf zu.

Infografik kreislauffähiges Bauen

1. Produkt- und Materialeffizienz steigern

Durch verbessertes Design, alternative Konstruktionsweisen und den Einsatz von nachhaltigen Baustoffen wird die Materialeffizienz und Umweltbilanz von Gebäuden deutlich optimiert. Das bedeutet, dass wir nur so viel Material wie nötig, so effizient wie möglich einsetzen. Durch Stahl-, Leicht- oder Holz-Hybridbauweisen können wir beispielsweise den Betonbedarf bedeutend reduzieren. Auch die modulare Bauweise mit höchstmöglichem Vorfertigungsgrad sorgt für weniger Abfall im Produktionsprozess, geringere Bauzeiten und einen vereinfachten Rückbau.

Durch die optimierte Bauablaufplanung mit LEAN.Construction und spezifischen Analyse-Tools prüfen wir laufend, wie Baustellen effizienter gestaltet und Ressourcen möglichst sparsam und smart eingesetzt werden können.

mehr zur Schonung von Ressourcen durch LEAN.Construction

Bild von Taktsteuerung mit LEAN.Construction

2. Nutzung unserer Produkte verlängern

Bauwerke so lange wie möglich zu nutzen, sie zu sanieren, zu modernisieren oder zu renovieren anstatt sie dem Boden gleich zu machen: das ist die ressourcenschonende Alternative zum Neubau. Bei der Sanierung wird im Normalfall weniger „Graue Energie“ eingesetzt als beim Neubau. Mit „Grauer Energie“ ist jene Energie gemeint, die durch Rohstoffgewinnung, Lagerung und Transport für neue Materialien nötig ist. Durch thermische Sanierungen und die Optimierung von Energiekonzepten können auch Gebäude aus dem Altbestand energieeffizient betrieben werden.

3. Materialkreisläufe aufbauen

Anstatt Materialien nach der Nutzung einfach wegzuwerfen, gilt es, sie so aufzubereiten, dass sie mit hoher Qualität dem Kreislauf wieder zugeführt werden können. Echtes Recycling bedeutet, die Materialien in möglichst gleichbleibender Qualität im Kreislauf zu halten. Das trifft zum Beispiel beim Asphaltrecycling zu. Downcycling bedeutet dagegen, dass Materialien in niedrigerer Qualität weiterverwertet werden (etwa, wenn Betonabbruch als Straßenfüllung genutzt wird).

Um solchem Downcycling Einhalt zu gebieten, lassen sich beispielsweise Asphaltaufbruch oder Betonabbruch schon jetzt in speziellen Anlagen aufbereiten und zu neuen hochwertigen Recycling-Baustoffen verarbeiten. Das senkt den Verbrauch von Primärrohstoffen systematisch. Bei der Realisierung neuer Bauprojekte muss es das Ziel sein, so weit wie möglich Sekundärrohstoffe einzusetzen und Asphalt oder Beton wiederzuverwenden.

mehr zum Asphaltrecycling bei STRABAG

Bild von Arbeiten mit recyceltem Asphalt

Urban Mining

Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist das sogenannte Urban Mining. Das bedeutet, dicht besiedelte Gebiete – insbesondere große Städte – als riesige Rohstofflager zu betrachten und für die Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Gerade langlebige Güter wie Beton oder Asphalt werden also nicht einfach nur abgebrochen und aufwendig zur Entsorgung transportiert, sondern vor Ort zu neuem Sekundärmaterial recycelt und wieder eingebaut.

Deshalb realisiert die STRABAG Umwelttechnik GmbH auf dem 13 Hektar großen ehemaligen Ölhafen-Areal in Bremen ein hochmodernes Technologie- und Kreislaufwirtschaftszentrum für Urban Mining und Bauschuttaufbereitung. Vor der Neunutzung wird die mit Mineralöl verunreinigte Fläche umfassend saniert. Das C3 Circular Construction & Technology Center ist nachhaltig konzipiert und wird durch Erdwärme mittels oberflächennaher Geothermie und einer Photovoltaikanlage mit Strom versorgt. Die Dächer der Hallen werden begrünt. Mooswände in den Randbereichen sollen zudem Feinstaub reduzieren und Lebensräume für Insekten bieten.

Mehr zum C3 Circular Construction & Technology Center Bremen

Bild von C3 Bremen Kreislaufwirtschaftspark

4. Recyclinggerecht Bauen und Materialien ersetzen

Wenn schon in der Planungsphase an den Rückbau in der Zukunft gedacht wird, ist es möglich, Teile von Gebäuden selbst nach der Nutzungsdauer wiederzuverwenden. Neben recyclingfähigen Materialien eignen sich zum Beispiel auch Betonfertigteile hierfür. Treppen oder Aufzugsschächte werden im Stück produziert, sind sehr haltbar und in ihren Abmessungen genormt. Diese können ausgebaut und wiederverwendet werden.

Wie wir durch Systembau CO2-Emissionen reduzieren

Grafik Fertigteilbauweise

Selbstverständlich kann nicht jedes Material recycelt werden. Für diese Materialgruppen suchen wir nach Alternativen, die entweder aus recycliertem Material hergestellt oder durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden. Dazu erforscht und prüft unsere interne Technische Prüfanstalt (TPA) laufend neue Materialien und Bauweisen.

In Zukunft wird es zum Beispiel möglich sein, Zement ohne das umweltschädliche Bindemittel Klinker herzustellen und stattdessen Abfallprodukte zu nutzen. Auch beim Beton tut sich viel: Um den Stahlanteil im Stahlbeton zu reduzieren, wird auf Carbon- oder Glasfasergewebe ausgewichen. Bei einzelnen Projekten hat STRABAG mit dem konzerninternen Projektentwickler STRABAG Real Estate schon Dämmstoff aus Schafswolle getestet.

Foto von Mehdi Methnani, Bauleiter

Was hat Bauleiter Mehdi mit 4.500.000 Bäumen gemeinsam?

Durch Baustoff-Recycling sparen wir konzernweit schon jetzt über 45.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

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