Steinbruch Eigenrieden: Wie wir unsere Rohstoffe klimafreundlich gewinnen

Foto vom Steinbruch Eigenrieden © Mineral Baustoff GmbH
© Mineral Baustoff GmbH

STRABAG-Pilotprojekt der Mineral Baustoff GmbH zur Dekarbonisierung in Thüringen

Im Kalksteinbruch Eigenrieden wollen wir den CO2-Ausstoß bei der Rohstoffgewinnung und der Produktion von Baustoffgemischen und Splitt schrittweise reduzieren und so bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts den ersten klimaneutralen Steinbruch in Deutschland betreiben. Dieses Pilotprojekt zur Dekarbonisierung macht den thüringischen Standort unserer Tochtergesellschaft Mineral Baustoff GmbH branchenweit zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Innovation. Es soll Schule machen und als Vorbild für den klimaschonenden Umbau weiterer Rohstoff-Standorte der STRABAG-Gruppe dienen.

Vogelperspektive vom Kalksteinbruch Eigenrieden © Mineral Baustoff GmbH
Vogelperspektive: Im Kalksteinbruch Eigenrieden wird der CO2-Ausstoß sukzessive reduziert, um die Rohstoffe klimaneutral gewinnen zu können.

Der Kalksteinbruch Eigenrieden verfügt in den Schichten des unteren Muschelkalks aktuell über ein Vorkommen von ca. sechs Millionen Tonnen Gestein; die Mineral Baustoff GmbH produziert hier jährlich rund 220.000 Tonnen Baustoffgemische und Splitt. Anlagentechnik und Baumaschinen im Steinbruch wurden vor dem Start des Pilotprojekts konventionell mit Diesel betrieben. Folge: Der Standort kam auf einen CO2-Ausstoß von jährlich rund 490 Tonnen. Bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts sollen diese Kohlendioxid-Emissionen über mehrere Teilprojekte sukzessive auf nahezu null reduziert werden. Für die Dekarbonisierung setzt die Mineral Baustoff GmbH auf die Umstellung von bisher dieselbetriebener Technik auf Strom bzw. Elektroantriebe und klimafreundliche Kraftstoffe – Schritt für Schritt und über alle drei Stufen des Produktionsprozesses: Gewinnung, Aufbereitung und Verladung.

Fahrplan zur Dekarbonisierung

Neue Aufbereitungsanlage: PV-Module für nachhaltigen Solarstrom

Ende 2023 hat eine hocheffiziente, strombetriebene und stationäre Aufbereitungsanlage die zuvor genutzten dieselbetriebenen Mobilgeräte abgelöst. Die neue Brech- und Siebanlage wird zunächst – wie alle STRABAG-Standorte und Baustellen in Deutschland – mit grünem Strom aus Wasserkraft betrieben. Eine leistungsfähige Entstaubungsanlage und die geräuschdämmende Kapselung von Brechern, Siebmaschinen und Bändern minimieren zudem Staub- und Lärmemissionen.

Ab 2026 soll der Energiebedarf der Rohstoffaufbereitung größtenteils durch selbst produzierten Solarstrom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage gedeckt werden. Dazu wird auf einer benachbarten 1,4 Hektar großen Freifläche eine PV-Anlage mit Stromspeicher errichtet, die STRABAG Ende 2025 in Betrieb nehmen wird.

Aufbereitungsanlage mit grünem Strom © Mineral Baustoff GmbH
Die neue stationäre Aufbereitungsanlage hat die zuvor genutzten dieselbetriebenen mobilen Brecher und Siebmaschinen ersetzt. Sie wird künftig mit Solarstrom aus eigener PV-Anlage mit Stromspeicher betrieben.

CO2-Ausstoß sinkt mit HVO-Diesel um bis zu 90 Prozent

Zur Senkung des CO2-Ausstoßes in der Rohstoffgewinnung setzt STRABAG im Steinbruch im ersten Schritt auf die Umstellung der Betankung von Dumpern und Baumaschinen auf klimafreundlichen Kraftstoff: Die beiden Schwerlastmulden für den Rohsteintransport werden ab Mitte 2026 mit HVO-Diesel aus hydrierten Pflanzenölen betrieben – statt mit herkömmlichem Diesel aus fossilem Erdöl. Gleiches gilt für zwei großen Radlader zur Verladung der produzierten Baustoffgemische und für den schweren Bagger, der die Mulden mit Kalkstein belädt.

Der Klimaeffekt im Betrieb ist beträchtlich: Der Ersatz von fossilem Diesel durch HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) kann die CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent senken. Im Umweltbilanz-Vergleich punktet HVO auch sonst mit saubererer Verbrennung. Da HVO keine Schwefel- und Stickstoffverbindungen enthält, entstehen bei seiner Verbrennung weniger Emissionen von Stickoxiden (NOX) und Feinstaub.

Aufbereitungsanlage mit grünem Strom © Mineral Baustoff GmbH
Schwerlast-Mulde im Steinbruch: Mitte 2026 soll der Betrieb von fossilem Diesel auf HVO umgestellt werden.
  • Als Mineral-Gruppe stehen wir am Anfang der Bau-Wertschöpfungskette und sehen uns daher in der Pflicht, unseren Beitrag zu einem ressourcenschonenderen und klimafreundlichen Lebenszyklus von Bauwerken zu leisten.

    Heike Hartzendorf
    Bereichsleiterin, STRABAG-Direktion Baustoffe / Verwertung

Umstellung auf E-Antriebe ist das Ziel

Die Umstellung von Mulden, Radladern und Bagger auf HVO soll in Eigenrieden die Zeitspanne überbrücken, bis sich E-Antriebe oder Hybrid-Lösungen auch für schwere Maschinen am Markt etabliert haben. Zur fortgesetzten Dekarbonisierung des Steinbruch-Betriebs setzt die Mineral Baustoff GmbH perspektivisch weiter fest auf Elektro-Motoren in den eingesetzten Baumaschinen. Für das Forschungsprojekt ELMAR (Elektrifizierung der Schwerlasttransportmaschinen in der Rohstoffindustrie) waren bereits autonom betriebene Elektro-Mulden in Eigenrieden umfassend getestet worden. Die ursprünglich geplante Umstellung auf das innovative Fahrzeug scheiterte daran, dass der Hersteller Volvo diesen Prototypen nicht auf den Markt bringen wird.

Um den Rohsteintransport zu dekarbonisieren, will STRABAG im Steinbruch knickgelenkte Muldenkipper mit Elektro-Antrieb einsetzen – sobald diese am Markt verfügbar sind. Noch ist es nicht so weit, aber bei Herstellern sind bereits Tests solcher Prototypen geplant. Dumper mit Knickgelenk sind für den Bedarf in Eigenrieden besser geeignet, da sie leichter und geländegängiger sind als Mulden mit starrem Rahmen. Die zwei Radlader und der Bagger im Steinbruch sollen ebenfalls auf elektrifizierte Modelle umgestellt werden, sobald das möglich ist. Denkbare Alternative könnte auch ein Schwerlastbagger mit spritsparendem Hybridantrieb und Energierückgewinnung sein.

Radlader und Bagger mit HVO Diesel © Mineral Baustoff GmbH 
Radlader und Bagger im Steinbruch Eigenrieden werden künftig mit HVO-Diesel aus hydriertem Pflanzenöl betankt. 

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