Nachhaltige Quartiersentwicklung am Behrens-Ufer Berlin

Foto vom Behrens-Ufer in Berlin aus der Vogelperspektive © DIEfabrik GmbH, Peter Ruessmann
© DIEfabrik GmbH, Peter Ruessmann

Wie wir aus einem ehemaligen Industrieareal einen innovativen und energieautarken Gewerbestandort machen

Im Südosten von Berlin entsteht mit dem Behrens-Ufer ein neues Gewerbequartier. Für die nachhaltige Quartiersentwicklung verantwortet ZÜBLIN Planung, Sanierung und Umbau eines zehn Hektar großen, ehemaligen Industriegeländes. Im Auftrag der DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG) wird das Areal modernisiert und dabei Flächen für Gewerbe, Produktion, Gastronomie und Wissenschaft sowie vielseitige Räume für Gemeinschaft geschaffen.

Quartiersentwicklung – was bedeutet das eigentlich?

In Quartieren kommen verschiedene Nutzungsbedürfnisse wie Wohnen, Arbeiten und Leben zusammen. Das Quartier gilt auch als die Stadt der kurzen Wege. Geringe Entfernungen und die gemeinsame Flächennutzung bringen nicht nur Vorteile in Sachen Mobilität. Die Quartiersentwicklung schafft ganzheitliche Lösungen, beschleunigt klimafreundliche und kostengünstige Modernisierungsprozesse und unterstützt so eine nachhaltige Stadtentwicklung. Die Neue Leipzig Charta als Leitdokument für zeitgemäße Stadtpolitik in Deutschland und Europa hat das 2020 auch politisch nochmals bekräftigt.

Auch die sogenannte produktive Stadt, also das produzierende Gewerbe als Teil von innerstädtischen Quartieren, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Neben kürzeren Transport- und Arbeitswege ermöglicht sie vor allem Synergien bei Stoffströmen und in der Energieversorgung.

  • Das Behrens-Ufer zeigt eindrücklich, wie Modernisierung, Klimaschutz und Denkmalschutz auf städtischen Flächen Hand in Hand und ganzheitlich gelingen können. Genau darin liegt das Potential der Quartiersentwicklung.

    Till Ackers
    Technischer Bereichsleiter ZÜBLIN
Typ:
Quartiersentwicklung (Gewerbe)
Auftraggeberin:
DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG)
Geplante Fertigstellung:
Ende 2028/Anfang 2029
Generalübernehmerin:
Ed. Züblin AG
Nutzung:
Gewerbe, Produktion, Wissenschaft, Gastronomie, Räume und Flächen für Gemeinschaft
Gewerbefläche:
234.000 m2
Denkmalgeschützter Bestand:
Peter-Behrens-Bau, zwei Werkshallen, ein Gebäude (Haus D)
Angestrebte DGNB-Zertifizierungen:
Platin für die Neubauten, Silber für denkmalgeschützte Bestandsbauten, „Nachhaltige Baustelle“, „Nachhaltiges Quartier“
Elemente des Behrens-Ufers in Berlin

Ein altes Industriegelände wird zukunftsfähig

Die Revitalisierung des Geländes folgt dem Ansatz der Donut-Ökonomie. Bei dem Wirtschaftsmodell nach Kate Raworth werden in Hinblick auf wirtschaftliches Wachstum die ökologischen Grenzen der Erde und die sozialen Bedürfnisse der Stadtbevölkerung gleichermaßen berücksichtigt. Im inneren Kreis des Donuts liegen die gesellschaftlichen und sozialen Werte des Menschen (z. B. soziale Gerechtigkeit, Einkommen, Gesundheit), im äußeren Kreis die planetaren Grenzen (z. B. Klimawandel, Ozonloch, Verlust biologischer Vielfalt). Der Donut selbst steht für eine regenerative Wirtschaft, die menschlichen Bedürfnisse und die planetaren Grenzen in Einklang bringt und ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Wirtschaften möglich macht.

Foto von Visualisierung der Donut-Ökonomie
Visualisierung: Donut-Ökonomie

Das neue Quartier wird zu einem lebendigen Treffpunkt. Nach Abriss des Südareals wird unter Berücksichtigung des Grundwasserschutzgebiets eine Uferpromenade geschaffen, die Raum für Wassertourismus und weitere Freizeitaktivitäten bieten soll und von der aus das Gelände frei zugänglich ist.

Für das Quartiersprojekt arbeiten viele Expert:innen der STRABAG-Gruppe eng zusammen. Die Methoden von LEAN.Construction. vermeiden Verschwendungen in den Arbeitsabläufen und sorgen für eine effiziente und nachhaltige Abstimmung auf der Baustelle.

Foto vom Quartier Behrens-Ufer © DIEfabrik GmbH
Lebendiger Treffpunkt: Im Quartier werden öffentliche Plätze geschaffen, die für alle frei zugänglich sind.
Foto des markanten Lichthofs im Behrens-Ufer © DIEAG

Denkmalgeschützter Peter-Behrens-Bau wird aufwendig saniert

Herzstück des Areals ist der Peter-Behrens-Bau von 1917 mit seinem beeindruckenden Lichthof. Viele Details des Bestandsbaus, wie Holztüren und die repräsentativen Fliesenspiegel in den historischen Treppentürmen, werden wir weitestgehend erhalten. Alle Maßnahmen werden dabei eng mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt. Neben dem Behrensbau werden zwei Werkshallen und ein weiteres Gebäude (Haus D) umfassend saniert und modernisiert.

  • Eine der Herausforderungen bei der Bestandssanierung ist, die hohen Nachhaltigkeitsstandards mit den Anforderungen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen.

    Katharina Kurth
    Projektmanagerin ZÜBLIN

Nachhaltigkeitsstandards mit Denkmalschutz in Einklang bringen - das gelingt in der ehemaligen Montagehalle zum Beispiel so: Während die historischen Fenster zum Teil restauriert oder nachgebaut werden, schaffen wir mit zusätzlich eingebauten Fenstern im Inneren der Halle ein gutes Raumklima. So werden auch die thermischen Anforderungen berücksichtigt.

Foto von Deckenmodulen aus Lehm mit wasserführenden Leitungen von AgrillaTherm © AgrillaTherm

Innovative und nachhaltige Lösungen im Einsatz

Das Behrens-Ufer setzt im Sinne der nachhaltigen Quartiersentwicklung auf eine autarke Energieversorgung und auf innovative Lösungen für eine umfassende ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft. Geprüft wird u. a. der Einsatz von Tiefengeothermie, Solarfassaden, Regenwasserspeichern und Luftwärmepumpen. Strom und Wärme werden weitgehend auf dem Gelände erzeugt.

Bei der Errichtung und beim Ausbau der Gebäude setzen wir auf Holz und weitere nachhaltige Baustoffe, Cradle-to-Cradle-Produkte und innovative, klimaschonende Energietechnik-Lösungen, wie wasserführende Lehmdecken.