Wir bauen nachhaltig und kreislaufgerecht.
Aus Alt mach Neu: Die STRABAG-Tochter ZÜBLIN hat den Neubau des Landratsamts Esslingen federführend und schlüsselfertig geplant und errichtet – und zwar als Pilotprojekt zum kreislaufgerechten Bauen in zwei Schritten. Der sanierungsbedürftige und zu klein gewordene Verwaltungsaltbau am Ufer des Neckars ist zunächst systematisch zurückgebaut und dann an gleicher Stelle durch ein modernes, zweiteiliges Bürogebäude mit vier bis fünf Geschossen ersetzt worden. Bei Rückbau und Neubau gleichermaßen lag ein Hauptaugenmerk auf Recycling und Ressourcenschonung.
Eine in jeder Beziehung nachhaltige Umsetzung hatte für das Landratsamt als Auftraggeberin von Beginn an oberste Priorität; das Bauprojekt folgte dazu einem eigens erstellten Konzept zum kreislaufgerechten Bauen: Beim systematischen Rückbau des Bestandgebäudes wurden die Baumaterialien im ersten Schritt bestmöglich getrennt und professionell für die Wiederverwendung am Bau aufbereitet (Urban Mining). Im zweiten Schritt, bei der schlüsselfertigen Errichtung des Neubaus, hat ZÜBLIN gezielt Recycling-Baustoffe eingesetzt: So ist der Rohbau beispielsweise zu einem erheblichen Teil aus ressourcenschonendem Recycling-Beton (R-Beton) gegossen worden. Für das neue Verwaltungsgebäude erstellt das ZÜBLIN-Team einen materialökologischen Bauteilkatalog, der alle wesentlichen Bauteile erfasst und ihnen die verwendeten Materialien inklusive baubiologischer Eigenschaften zuordnet.
Mehr als 90 Prozent des Bauschutts aus dem Altbau werden recycelt
Vor dem Baustart im Februar 2023 hat die Recycling-Spezialistin Heinrich Feeß GmbH & Co. KG im Auftrag von ZÜBLIN den sechsgeschossigen Altbau des Landratsamts Esslingen systematisch entkernt und demontiert. Zur Optimierung des Bauschutt-Recyclings folgte der Rückbau einer im Vorfeld aufgestellten Materialstrom-Bilanz, die detailliert und nach Baustoffen getrennt die Mengen sowie deren Verwertung- bzw. Entsorgungspfade aufzeigt. Mehr als 90 Prozent der aus dem Altbau zurückgewonnenen Materialien waren kreislauffähig und sind wiederverwertet worden.
Das heißt im Detail zum Beispiel:
- Die gut 31.500 Tonnen Beton aus dem Altbau sind direkt auf der Baustelle gebrochen und gesiebt worden (bis zu 1.800 Tonnen/Tag). Das so erzeugte Betongranulat wurde dann in der Nassklassierungsanlage der Firma Feeß in Kirchheim als Zuschlagsstoff (R-Splitt) für Recycling- Beton wiederaufbereitet und an nahgelegene Betonwerke geliefert.
- Im benachbarten Plochingen hat der Metall-Verarbeitungsbetrieb Kaatsch insgesamt mehr als 1.220 Tonnen Metalle aus dem Altbau zur Wiederverwendung aufbereitet – vom Bewehrungsstahl über Aluminiumfenster bis hin zu Kupferkabeln.
- Das Unternehmen Remondis in Zweibrücken hat rund 400 Tonnen Gipsdielen und -karton aus dem alten Landratsamt zur weiteren Nutzung im Hochbau recycelt.
Von der Planung bis zum Betrieb: Neubau im Zeichen der Nachhaltigkeit
Nach Abschluss des Rückbaus hat das Projektteam der ZÜBLIN-Direktion Stuttgart und der ZÜBLIN-Tochter Wolfer & Goebel Bau GmbH den Verwaltungsneubau zwischen Merkelpark und Neckarufer schlüsselfertig und pünktlich bis September 2025 errichtet. Der zweiteilige Gebäudekomplex in Form einer liegenden Acht folgt dem Entwurf von BFK Architekten und wird auf zwei Ebenen an das bestehende Verwaltungshochhaus angebunden. Die beiden polygonalen Baukörper mit vier bis fünf Ober- und zwei Untergeschossen bieten eine Netto-Raumfläche von insgesamt 33.000 Quadratmetern, auf der künftig 675 Arbeitsplätze für Verwaltungsbeschäftigte aus elf Ämtern eingerichtet werden sollen. Das lichte zweigeschossiges Foyer wird künftig dominiert durch großflächige und farbkräftige Installationen des renommierten Künstlers und Bildhauers Tobias Rehberger, der in Esslingen geboren ist.
Energieeffizient, umweltfreundlich, ressourcenschonend
Nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft hat ZÜBLIN den Neubau mit einem möglichst hohen Anteil an recycelten Baustoffen errichtet, während beim Rückbau des alten Gebäudes der Betonbruch und andere Materialien systematisch getrennt, sortiert und recycelt wurden.
- Auf der Baustelle für das neue Landratsamt hat ZÜBLIN alle Prozesse nach den breit angesetzten Nachhaltigkeitsstandards der DGNB für die Baustellen-Zertifizierung ausgestaltet. Mit dem DGNB-Zertifikat Nachhaltige Baustelle honoriert die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zum Abschluss der Bauphase eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsqualität – von der Baustellenorganisation und dem Ressourcenschutz über Aspekte wie Gesundheit, Soziales und Kommunikation mit der Öffentlichkeit bis hin zur Qualität der Bauausführung.
- Grundsätzlich wurden für den Neubau schadstoffarme Baumaterialien eingesetzt, die nach Prüfschema des Ausschusses zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten gesundheitlich unbedenklich sind und / oder mindestens die dritte von vier Qualitätsstufen des DGNB-Kriteriums „Risiken für die lokale Umwelt“ erfüllen. Die Qualitätsstufen 3 und 4 stehen für Produkte, die höhere bis höchste Anforderungen an die Umweltverträglichkeit erfüllen.
- Das neue Landratsamt ist energetisch nach dem KfW-Effizienzhaus-Standard 40 geplant und realisiert worden. Das heißt, der Primärenergiebedarf im Betrieb liegt bei höchstens 40 Prozent des Neubaustandards. Dafür sorgen unter anderem der Einsatz einer mit Neckar-Wasser gespeisten Wärmepumpe für die Heizung und Kühlung des Gebäudes über Deckensegel sowie der großflächige Einsatz von Photovoltaik zur Eigenstromerzeugung. Eine PV-Anlage mit einer Gesamtleistung von 481,5 Kilowatt-Peak (kWp) auf den ansonsten begrünten Dächern und über fassadenintegrierte Module versorgen den Neubau und die geplanten E-Ladestationen für Pkw und Pedelecs mit Energie. Der produzierte Solarstrom wird den Bedarf des Landratsamts voraussichtlich zu knapp 85 Prozent decken.
- Ressourcenschonung war auch wesentliches Leitmotiv für den Innenausbau. Verbaut wurden unter anderem Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte wie Büro-Systemtrennwände und Teppichböden sowie Holzbeläge mit FSC-/PEFC-Zertifikat aus umweltschonend bewirtschafteten Wäldern.
- Mit seinen Standards erfüllt das neue Verwaltungsgebäude zudem die lebenszyklusorientierten Nachhaltigkeitskriterien für ein Gold-Zertifikat der DGNB für Neubauten.
Factsheet:
Factsheet LRA Esslingen