Reinhard Kerschner ist technischer Unternehmensbereichsleiter bei STRABAG und verantwortet den Verkehrswegebau in Österreich. Asphaltrecycling ist ein Thema, das Reinhard Kerschner schon lange beschäftigt – denn obwohl sich in diesem Bereich bereits einiges getan hat, gibt es hier noch viel ungenutztes Potenzial. Um zu zeigen, was alles heute schon möglich ist, entschied sich Herr Kerschner bei der Beauftragung der Neuasphaltierung seiner Hofeinfahrt erstmals Asphalt mit dem höchstmöglichen Recyclinganteil von 70 % aus der modernsten STRABAG-Asphaltmischanlage in Österreich einbauen zu lassen.
Ich würde den bei meiner Zufahrt eingebrachten recycelten Asphalt jederzeit und mit voller Überzeugung auch bei Baustellen für unsere Kundinnen und Kunden umsetzen
Ich würde den bei meiner Zufahrt eingebrachten recycelten Asphalt jederzeit und mit voller Überzeugung auch bei Baustellen für unsere Kundinnen und Kunden umsetzen
Asphaltrecycling on progress!
Umweltschutz konkret: Unternehmensbereichsleiter Reinhard Kerschner setzte seine Hofeinfahrt mit 70 % Recyclinganteil um.
Herr Kerschner, wie ist es dazu gekommen, dass Ihre Hofeinfahrt zur Straße mit dem höchsten Recyclinganteil in Österreich wurde?
Reinhard Kerschner: Vor drei Jahren haben wir in Hausleiten die modernste Asphaltmischanlage Österreichs errichtet. Diese Anlage macht es möglich, einen sehr hohen Recyclinganteil beizumischen, ohne dabei nennenswerte Qualitätseinbußen des Materials zu verzeichnen. Anhand unserer bisherigen Kundenanfragen und ausgeschriebenen Projekte aus öffentlicher Hand konnten wir aber noch nie zeigen, was unsere Anlage eigentlich kann. Die in den Kundenprojekten geforderten Recyclinganteile liegen bei rd. 20 %, vereinzelt bei maximal 50 %. Das schöpft das Potenzial der Anlage nicht aus. Das liegt vor allem an bisher gängigen Normen und Vorschriften, aber auch an spezifischen geforderten Produkt-Beschaffenheiten. Jedenfalls wollten wir einmal ausprobieren, wie weit wir mit der Beimischung von recyceltem Asphalt gehen können. Da ich privat gerade einen 500 Jahre alten Bauernhof in Niederösterreich revitalisiere und im Zuge dessen die Zufahrt neu asphaltieren musste, bot sich hier die perfekte Gelegenheit zu zeigen, was unsere Anlage kann.
Die Zufahrt wurde nun bereits asphaltiert. Auf wie viel Recyclinganteil haben Sie es gemeinsam mit den STRABAG-Spezialist:innen geschafft?
Reinhard Kerschner: Wir haben die Zufahrt schließlich mit einem Recyclinganteil von 70 % realisiert. Theoretisch würde es auch mit 100 % Altasphalt funktionieren. Gemeinsam mit unseren Kolleg:innen von der STRABAG TPA sind wir allerdings noch dabei, daran zu forschen, wie wir mehr als 70 % Recyclinganteil in der Praxis umsetzen können – und irgendwann dann hoffentlich auch 100 %.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Reinhard Kerschner: Auf jeden Fall! Ich würde den bei meiner Zufahrt eingebrachten recycelten Asphalt jederzeit und mit voller Überzeugung auch bei Baustellen für unsere Kundinnen und Kunden umsetzen. Die Qualität des Materials ist einwandfrei.
Wo sehen Sie persönlich die größten Potenziale beim Asphaltrecycling?
Reinhard Kerschner: Neben dem wichtigsten Aspekt, fossile Rohstoffe einzusparen und damit Umweltbelastung und Emissionen zu reduzieren, sehe ich auch eine wichtige wirtschaftliche Komponente. Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten war zu beobachten, dass Rohstoffe auf dem Markt sehr knapp und damit sehr teuer geworden sind. Bestehende Ressourcen zu nutzen ist also nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch eine wirtschaftlich lukrative Sache. Wir beobachten außerdem den Trend, dass unsere Investitionen in nachhaltige Prozesse zunehmend in den Ausschreibungen honoriert werden und uns einen gewissen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Für manche Aufträge können wir zum Beispiel gegenüber unserem Mitbewerb punkten, weil wir höhere Recyclingquoten erfüllen und nachhaltiger arbeiten.
Wir werden noch weiter in die Infrastrukturen unserer Produktionsstätten investieren, denn Asphaltrecycling ist für mich eine Technologie, die wir nicht nur schon jetzt sehr zielführend einsetzen können, sondern die auch noch viel Luft nach oben bietet. Wenn wir unsere Anlagen wie in Hausleiten außerdem durch Solarstrom und andere erneuerbare Energien betreiben, leisten wir damit einen wichtigen Schritt zur Klimaneutralität unseres Unternehmens.