Wir recyceln seit Jahren unsere Plastikflaschen, warum nicht auch unsere Straßen?

Foto von einer Straßenasphaltierung, wo durch Asphaltrecyling CO2 gespart wurde

Spoiler Alert: Machen wir schon! Denn manchmal ist der Belag einer Straße so mangelhaft geworden, dass es nicht mehr reicht, die Schlaglöcher zu flicken – dann muss der gesamte Asphalt abgetragen und erneuert werden. Wenn dieser alte, abgetragene Asphalt wiederverwendbar gemacht wird, spricht man von Asphaltrecycling. Was die wenigsten wissen: Asphaltrecycling ist bereits seit Jahren gelebte Praxis.

Wie funktioniert Asphaltrecycling?

Der Recyclingprozess von Asphalt lässt sich grundsätzlich vergleichen mit dem Recycling von Plastikflaschen oder Altglas.

Beim Asphaltrecycling wird brüchig oder rissig gewordener Asphalt abgetragen, indem ganze Schollen weggebrochen oder durch eine Asphaltfräse vor Ort schichtenweise abgefräst werden. Das abgebrochene Material wird dann zu einer offiziellen Asphaltsammelstelle gebracht, also eine Deponie für Altasphalt. Dort wird das Material für die Wiederverwendung in unseren teils hochmodernen Asphaltmischanlagen, wie im österreichischen Hausleiten, aufbereitet. 

Grafik über die vier Schritte des Asphaltrecyling-Prozesses
Ressourcenschonender Kreislauf: Diesen Prozess durchläuft unser Asphalt beim Recycling.

Der Asphalt wird dafür granuliert, gesiebt und so separiert, dass er gezielt für die verschiedenen Asphaltschichten genutzt werden kann. Nach sorgfältiger Prüfung des Granulats mischen wir es dem neuen Material entweder kalt oder warm bei. Dabei werden neues Gestein, Asphaltgranulat und Bitumen genau dosiert und im Mischer zu Recyclingasphalt verarbeitet. Bei der Warmzugabe wird das Granulat in einer Paralleltrommel vorgewärmt, wodurch rein technisch ein Recyclinganteil von 100 % möglich ist. Die Kaltzugabe lässt einen Recyclinganteil von 20 – 30 % zu.

Anschließend geht es für den Recyclingasphalt in unsere Lagersilos und von da aus auf die Baustelle, wo es eingebaut wird. Häufig ist auch eine Aufbereitung direkt vor Ort durch verschiedene Verfahren, wie etwa Kaltrecycling, möglich. Damit sparen wir nicht nur die Transportwege, sondern auch Material.

Toller Nebeneffekt:

Foto der modernen Asphaltmischanlage in Hausleiten, Österreich

Bei der Asphaltherstellung wird als Bindemittel Bitumen eingesetzt, damit die Asphaltkörner aneinanderhaften. Bitumen ist ein Erdöldestillat und besteht somit aus einem Rohstoff, den es im Sinne der Umwelt zu vermeiden gilt. Der alte Asphalt enthält bereits Bitumen – und so lässt sich durch das Recyceln nicht nur Asphaltmaterial, sondern auch fossiles Erdöl einsparen. So schonen wir Ressourcen und Umwelt gleich doppelt.

Wie viel Recyclingasphalt wendet STRABAG bei ihren Straßenbauprojekten an?

STRABAG produziert jährlich um die 16 Mio. t Asphalt. Dabei setzen wir da, wo es möglich ist, Asphaltrecycling ein, etwa in unseren Kernmärkten: In Deutschland waren es zuletzt etwa 35 % der Gesamtproduktion, in Österreich 15 % und in Polen 6 %. Für jede Tonne Asphalt, die wir wiederverwenden, sparen wir genauso viel neuen Asphalt ein. 

Bei STRABAG ist es bereits gelebte Praxis, Asphalt in Straßen zu recyceln. Dabei wird rissig gewordener Asphalt abgetragen und so aufbereitet, dass er wiederverwendet werden kann

Wir sind überzeugt: Da geht in Zukunft noch weit mehr!  Aktuell bleibt die Branche weit unter ihren Möglichkeiten und betreibt oft Downcycling: Aufgrund bestehender Regelwerke wird hochwertiger Asphalt aus der Deckschicht in tieferen Schichten wiedereingebaut, für die er eigentlich zu wertvoll ist. Das müsste nicht sein.

STRABAG testet deshalb laufend die technischen Grenzen des Asphaltrecyclings und erforscht, wie hohe Recyclingquoten und hohe Qualitätsansprüche ideal vereint werden können. Nach den Erkenntnissen der vergangenen Jahre können wir sagen, dass es bei der Wiederverwendung von altem Asphalt noch deutlich Luft nach oben gibt. Vor allem in Deutschland erschweren zudem die unterschiedlichen Regeln der Bundesländer ein einheitliches Vorgehen.

Wir sind im Dialog mit unseren Auftraggeber:innen, um sie davon zu überzeugen, mehr recycelten Asphalt zu verwenden, als in den bisherigen Ausschreibungen vorgesehen ist. Baden-Württemberg macht mit Maximalrecycling vor, wie sich höhere Recyclingquoten in der Praxis etablieren lassen. Auch Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt ermöglichen einen höheren Anteil.
 
Wir glauben an die Technologie des Asphaltrecyclings! Um das zu zeigen, hat der österreichische Unternehmensbereichsleiter Reinhard Kerschner seine private Hofeinfahrt unter Einsatz von maximalem Recyclinganteil (von 70 %) asphaltiert. In einem Interview erklärt er, wie er das umgesetzt hat.

  • Wir werden noch weiter in die Infrastrukturen unserer Produktionsstätten investieren, denn Asphaltrecycling ist für mich eine Technologie, die wir nicht nur schon jetzt sehr zielführend einsetzen können, sondern die auch noch viel Luft nach oben bietet.

    Reinhard Kerschner
    STRABAG-Unternehmensbereichsleiter Österreich

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