Nachhaltige Bodenverwertung

Foto vom Behrens-Ufer in Berlin aus der Vogelperspektive
Foto vom Karlsruher Hang (Baufeld C), Bauphase 2 © Die Autobahn GmbH

Mit Erdmassenrecycling Ressourcen schonen

Der sechsspurige Ausbau der A 8 bei Pforzheim beseitigt einen der letzten Engpässe zwischen Karlsruhe und München. STRABAG und ZÜBLIN erweitern gemeinsam den 4,8 km langen Abschnitt auf drei Fahrstreifen pro Richtung. Für den Streckenabschnitt durch eine tiefe Senke des Enztals gilt es, einen großen Höhenunterschied von rund 100 m zu überwinden. Dafür müssen 1,1 Mio. m³ Boden bewegt werden – eine gewaltige Menge, die nahezu vollständig wiederverwertet wird. 

Was versteht man unter Erdaushub?

Als Erdaushub oder Bodenaushub werden Erdmassen bezeichnet, die bei der Einrichtung von Baugruben für Bauprojekte anfallen. Besonders bei der Erschließung von Wohngebieten sowie im Straßen- und Bergbau fallen große Mengen an Erdaushub an. Da dieser Aushub nicht zum Bauschutt gehört, muss er gesondert entsorgt werden. Beim Projekt A 8 Enztalquerung wird nicht entsorgt, sondern auf Bodenrecycling gesetzt. Durch diesen respektvollen Umgang mit Ressourcen werden nicht nur hohe Entsorgungskosten, sondern auch Tausende Lkw-Fahrten vermieden.

Bodenrecycling – eine umweltfreundliche Alternative zur Entsorgung

Bodenaushub besteht hauptsächlich aus natürlich gewachsenem Erdmaterial wie etwa Humus im Oberboden sowie Gestein, Ton, Sand und Kies. Diese Materialien sind in der Regel unbelastet, enthalten keine Schadstoffe und können nach gründlichem Aussieben von größeren Steinen uneingeschränkt für Baumaßnahmen wiederverwertet werden. Lediglich der humusreiche Oberboden ist dafür ungeeignet, da er durch seinen hohen organischen Anteil nicht tragfähig ist und schnell verrottet. Das Aushubmaterial beim Projekt A 8 besteht hauptsächlich aus Sand, Kies, Schotter und Lehm in den oberen Schichten sowie hochwertigem Muschelkalk in den tieferen Regionen.

Erdaushub ist nicht gleich Erdaushub

Bodenverwertung unterliegt Auflagen, die zu beachten sind. Wenn der Boden mit natürlichen Rückständen wie Wurzeln oder Ästen, aber auch Müll durchsetzt ist, spricht man von verunreinigt. Wenn der Boden durch Schwermetalle oder Giftstoffe wie Säuren und Laugen untrennbar kontaminiert ist, gilt er als schadstoffbelastet und kann nur nach einer mikrobiologischen Dekontaminierungswäsche eingeschränkt weiterverwendet werden. Die ausgehobenen Erdmassen beim Projekt A 8 werden laborchemisch auf Belastungen untersucht und freigemessen, um sicherzustellen, dass nur unbelastete Materialien innerhalb der Baustelle und den Wasserschutzgebietszonen wiederverwendet werden. Der Großteil des anstehenden Aushubmaterials erfordert keine zusätzliche Aufbereitung und kann direkt als Bodenmaterial im Erdbau auf der Baustelle eingesetzt werden.

Nachhaltige Bodenverwertung: 90 % wiederverwendet 

Bereits vor Baubeginn dachten STRABAG und ZÜBLIN gemeinsam mit ihrer Auftraggeberin, der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH, über Bodenrecycling nach. In einem umfassenden Konzept hat das Projektteam jeden Materialstrom genau erfasst: Wo entsteht der Aushub und wo kann er sinnvoll wiederverwendet werden? Durch diese vorausschauende Planung gelingt es, die Entsorgung auf ein Minimum zu reduzieren. Das Ergebnis: Etwa 90 % des Erdaushubs finden direkt auf der Baustelle eine neue Verwendung. 

Infografik Erdmassenkonzept Enztalquerung
Erdmassen-Logistik-Konzept: Präzise Dokumentation über abgetragene Materialmengen und wo diese wieder eingebracht werden
Foto vom Karlsruher Hang (Baufeld C), Bauphase 2 © Die Autobahn GmbH

DGNB-Vorzertifikat „Nachhaltige Baustelle“

STRABAG und ZÜBLIN etablieren als branchenweite Vorreiterinnen systematisch nachhaltige Prozesse auf ihren Baustellen in Deutschland. Als bundesweit erstes Unternehmen im Verkehrswegebau wurde die STRABAG AG von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Basiszertifikat „Nachhaltige Baustelle“ ausgezeichnet. Dieses Zertifikat gilt für das gesamte Unternehmen und schafft die Grundlage für die Zertifizierung einzelner Projekte. Für eine endgültige Zertifizierung der Baustellen müssen fortlaufend Nachweise erbracht werden, die von der DGNB regelmäßig bis zum Abschluss der Projekte geprüft werden.

Ausgewählte Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit auf der Baustelle A 8 Enztalquerung:

  • Lärmschutz: Mittels unterirdische Sprengungen können lärmintensive Meißelarbeiten vermieden werden. 
  • Staubvermeidung: Durch den Einsatz von Fertigteilen können Staubemissionen reduziert werden. 
  • Boden- und Grundwasserschutz: Es wird ein umweltschonendes Betankungskonzept umgesetzt. Regenwasser wird über Klärbecken gesammelt und gereinigt, bevor es in die Enz abgeleitet wird.  
  • Nachhaltigkeit & Ressourcenschonung: Umfangreiches Erdmassen-Recycling-Konzept spart Primärrohstoffe